Büchnerabend
von GBG-Online Redaktion
Noch nie wurde die kulturelle Vielfalt beim Büchner-Abend deutlicher als an diesem. Die Moderation bediente vier Sprachen: Deutsch, Englisch, Spanisch und Dänisch. Denn an diesem Abend hatte das Georg-Büchner-Gymnasium ganz besondere Gäste: die spanischen Austauschschüler und deren zwei Lehrer.
Zu Beginn nahm der Chor der fünften Klassen die Zuschauer mit auf die Klassenfahrt zum Mond. Auch wenn nicht alle Schüler ihr Handy ausgeschaltet, oder ihre Hausaufgaben gemacht hatten, nahm sie ihre Lehrerin alle mit.
Vorlesung
Nina Schroelkamp aus der Klasse 6a las aus ihrem Buch als Siegerin des Vorlesewettbewerbes der 6. Klassen einige Passagen vor.
Ja, das Lehrersein ist ganz schön schwer! Doch zählen die Lehrer deshalb zu den Reihen der Helden wie Superman? Das sehen die Schüler des persönlichen Schwerpunkts Theater (Jgst. 5) ganz anders. „Wer ist hier der Held?“ heißt ihr Stück, und Lehrer gehören für sie nicht zu den Helden.
Aschenputtel hingegen erweist sich schon als sehr heldenhaft: „Sie wird gemobbt“ und muss den Döner neu machen, weil er nicht schmeckte, und der Prinz findet sie doch noch per Schuh.
Einen Prinzen gab es auch beim „Reden über Schneewittchen“ des Differenzierungskurses Szenisches Gestalten der Jahrgangsstufe 8. Schneewittchen scheint ermordet, was Anlass für eine Talk-Runde in der Talk-Show „Was ist los im Märchenwald?“ bietet. Als Gäste sind neben dem hinreißenden Prinzen der unter Verdacht stehende Jäger und die sieben Zwerge geladen. Und dann geschieht live, während der Sendung, das Unmögliche: Schneewittchen steht wieder auf, weil sie gar nicht tot ist. Ja, man glaubt doch gar nicht, was so alles passieren kann!
Einige Situationen aus dem Leben zeigte der Persönliche Schwerpunkt Theater der Sechstklässler unter dem Motto „C'est la vie“. Von den Verständigungsproblemen im Alltag bis hin zur Festnahme des Zukünftigen beim Heiratsantrag war alles dabei. Co-Moderatorin Amelie Lienaerts (EF) gab mit einem Schmunzeln zu: „Das eine oder andere ist mir auch schon passiert!“.
Kurz vor der Pause wurde die Bühne dann noch einmal für zwei weitere Programmpunkte geräumt. Der große Chor unter der Leitung von Frau Dam präsentierte das Stück „Cerf-Volant“ aus dem Film „Die Kinder des Monsieur Matthieu“. Dann führte das Schwarzlichttheater eine moderne Neufassung von Star Wars mit dem Titel „SnoWars – Duell der Klassiker“ auf. „Wer ist der coolste im ganzen Land?“ fragt Darth Vader sein Smartphone, und erhält von dessen Sprachassistenten nicht die gewünschte Antwort mit: „Meine Websuche hat ergeben, Ihr seid der Coolste hier, aber Luke ist noch viel cooler als Ihr“.
SnoWars - Duell der Klassiker
Nach der von den Paten, Streitschlichtern und diesjährigen Abiturienten organisierten Pause, die Zeit für einen kleinen Austausch über bisherige Aufführungen und für Vorbereitungen hinter dem blauen Vorhang bot, ging es musikalisch weiter.
Das hat schon Tradition: Das Schulorchester unter Herrn Gellrichs Dirigat direkt nach der Pause. Dieses Mal mit „He's A Pirate“ aus dem bekannten „Fluch der Karibik“. Doch dieses Jahr war etwas anders: Das Orchester musste auf seinen eigentlichen Schlagzeuger Johannes (EF) wegen Krankheit verzichten, fand aber in Herrn Wronski Ersatz.
Nach dem Orchesterauftritt kam dann eines der Highlights des Abends. Die spanischen Gäste sangen „My way“. Eine Darbietung, die sicher vielen im Gedächtnis bleiben wird. „Thank you Kaaarst! We are happy here and love you all“, sagte Lehrer Nacho im tosenden Applaus nach dem Lied. „Das ist das typische spanische Temperament“, so Moderator Thomas Oberländer.
Zum Teil blieb man weiter beim Spanisch: „Romea und Julio – Unsere Liebe kennt keine Grenzen“ vom Theaterkurs der Jahrgangsstufe 9 haben die Schüler trilingual gespielt. Angelehnt an Shakespeares „Romeo und Julia“ schrieben sie eine moderne Neufassung seines Stückes, dessen ersten Teil sie aufführten. Dieser endete mit dem Satz: „Du kannst doch keine Mexikanerin lieben!“
Darauf folgten zwei ebenfalls neu interpretierte Stücke der Q1-Literaturkurse. Während sich die einen mit den Problemen der Pubertät auseinandersetzen, klären die anderen die Schuldfrage von Woyzeck. Auf Basis von Wedekinds „Frühlings Erwachen“ entstand im Kurs von Frau Winkler-Kalbas das Stück „Wer glaubt schon an den Klapperstorch?“. Zentrale Probleme der dargestellten Jugendlichen sind die Schule und die vielen Aufgaben sowie die Frage, ob die Kinder tatsächlich vom Storch gebracht werden, wie die Mädchen es glauben.
Der zweite Kurs, der von Herrn Oberländer geleitet wird, präsentierte sein Stück „Wahn oder Wahrheit“, was man als Neuinterpretation von Büchners „Woyzeck“ sehen kann. Woyzeck, hier als sehr verwirrt, verrückt und schizophren dargestellter Mann, steht mit der Schuldfrage wegen des Mordes an seiner Frau im Mittelpunkt. Der Kurs klärt diese nicht anhand der „alternativen Fakten“, sondern am Geschehenen, das als Rückblende gezeigt wird.
Zu guter Letzt bot der Projektkurs Theater der Q2 ihre Performance unter dem Titel „Freiheit ohne Grenzen?“ dar. „Gibt es den idealen Mann?“ und „Ist mehr immer mehr?“ sind Elemente ihrer Aufführung. Besonders magisch war der „Jetzt-Moment“, den die sechs Schüler live auf der Bühne initierten und gemeinsam mit den Besuchern erlebten. Ein emotionaler Abschluss einer gelungenen Vorstellung, den das Publikum mit minutenlangen Applaus würdigte.
Freiheit ohne Grenzen - Projektkurs
Die letzten Worte des Abends gehörten dann noch einmal unseren spanischen Gästen. Deren Lehrer Nacho (motiviert von Herrn Oberländer) stimmte erneut den Sinatra-Klassiker „My Way“ an und sorgte für einen finalen Gänsehautmoment, bei dem jeder Saal einstimmte und schlussendlich sang: „I did it my way.“
Text: Matthias Dönni, Th. Oberländer, Fotos: Elsa Li (EF), Hajo Wagner