Philosophischer Essaywettbewerb

von moeller

Über den Misanthropen

Jonathan Conrad (Q2) repräsentierte das Georg-Büchner-Gymnasium beim 26. Landes- und Bundeswettbewerb Philosophischer Essay 2024-25 und erhielt aufgrund erfolgreicher Teilnahme an der 1. Runde des Essaywettbewerb eine Urkunde vom Land NRW, signiert vom Fachdezernenten Philosophie, Dr. Thomas Doepner, sowie von Dr. Klaus Draken und Dr. Jörg Peters. Jonathan verfasste seinen Essay zum gewählten moralphilosophischen Zitat von Ayn Rand: „Die Person, die alle liebt und überall zuhause ist, ist der wahre Hasser der Menschheit. Sie erwartet nichts vom Menschen, also kann keine Form der Verderbtheit sie entrüsten.“. Im Essay griff er zunächst den Begriff des Hassens im Allgemeinen und im Besonderen auf, kontrastierte ihn zur Nächstenliebe und stellte sich unter dieser antithetischen Existenz die Frage, ob ein „wahrer Hasser der Menschheit“ de facto real sein könne und wie in jenem Fall „wahr“ definiert werden könne.

Im Verlauf des Essays wird die Existenz des Misanthropen im dystopischen Orwell´schen Werk 1984 in der zugleich mysteriösen als auch effektvoll inszenierten Entität des „Big Brother“ postuliert, der, gleich eines omnipotenten Herrschers, im totalitären Regime echten Hass empfinden könne.Die zugrundeliegende Indifferenz, welche laut Rand in Personen läge, welche „alle“ lieben und „überall“ zuhause seien, würde diese Menschen zum wahren Menschenhasser machen, was Jonathan anhand diverser Exemplifikationen argumentativ ausführte und stets den fragend-philosophischen Charakter des Essays beachtete. Gibt es einen wahren Menschenhasser? Ist diejenige Person ein Menschenhasser, die eine fehlende Erwartung gegenüber seinen Mitmenschen hat? Ist „liebt alle“ extensional gleichzusetzen mit „hasst alle“? Diese Fragen wurden in definitorischer Manier untersucht, gestellt und erläutert. Die Interdependenz zwischen Gleichgültigkeit, einerseits, und Hass, anderseits, wurden argumentativ abgewogen und beleuchtet. Ob der Mensch, der alle liebt und infolgedessen keine Erwartungen hätte, tatsächlich ein Menschenhasser sei, bleibt offen.

Die kritische Auseinandersetzung einer moralphilosophischen Fragestellung kennzeichnet eine besondere Form des Engagements im Fach Philosophie, welche in der Urkunde eine Würdigung findet. Der Fachdezernent Dr. Doepner, die Schulgemeinde, insbesondere die Fachschaft Philosophie, möchten an dieser Stelle zur erbrachten Leistung beglückwünschen!

Text: Daniela Schürger

Foto: Daniela Schürger

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