Gefangen in der Kunst

von GBG-Online Redaktion

Der Besuch eines Museums als außerschulischer Lernort bietet Schülerinnen und Schülern einen optimalen Einblick in und Überblick über die großen Kunstwerke heutiger und vergangener Zeiten. Doch was, wenn man nicht einfach nur vor dem Kunstwerk herum stehen soll, wie es so oft der Fall ist, sondern in dieses hineinklettert, sogar Teil des Kunstwerkes wird? Diese einzigartige Möglichkeit bietet der Künstler Tomás Saraceno den Besuchern des K21. In schwindelerregender Höhe erstreckt sich seine Installation in orbit mit insgesamt 2.500 Quadratmetern Netzstruktur über das gesamte Dachgeschoss des Museums.

Allein das Betreten des luftigen Drahtgeflechts in 25 Metern Höhe kostete am 21.06.2016 viele SchülerInnen große Überwindung – doch ihr Mut und ihre Neugier wurden reichlich entlohnt:

„Es war, als wäre man gefangen hinter dem Gitternetz, aber gleichzeitig auch frei.“ – „Ich fühlte die Schwingungen, die Bewegungen, die entstanden, sobald sich mir jemand anderes näherte.“

Tomás Saraceno - In Orbit, 2012
Installation view, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, K21 Ständehaus, Düsseldorf.
Courtesy the artist; Tanya Bonakdar - Gallery, New York; Andersen's Contemporary, Copenhagen; Pinksummer, contemporary art, Genoa; Esther Schipper, Berlin.

Kaum ein anderes aktuelles Kunstwerk vermag es auf so intensive Art und Weise, mit wenigen Mitteln so viel zu transportieren und Kunst erfahrbar zu machen. Die Rezeption und Reflexion eines Kunstwerkes wird zum Erlebnis, bei welchem man seine eigenen Grenzen erfährt, erweitert oder Ängste überwindet, seinen Mitschülern Mut macht und sich schließlich sanft in die weißen Kissen fallen lässt und den Moment genießt.

„Es erinnert an ein Spinnennetz im Himmel und die Kissen sind wie die Wolken…“

Ohne das Gedankenkonstrukt des Künstlers zu kennen, erarbeiteten sich die Schülerinnen und Schüler der EF selbstständig das Konzept, welches Tomás Saracenos Installation zu Grunde liegt. Hierbei wurden sie zudem im Künstlerraum mit einem beeindruckenden und komplexen Geflecht aus Spinnenweben als Inspirationsquell des Künstlers konfrontiert (und laut Museumspersonal weben dort immer noch aktiv Spinnen weiter an ihrem eigenen kleinen Kunstwerk), wobei dies dem einen und der anderen doch einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. 

Auf der Grundlage ihrer eigenen emotional geprägten Erfahrungen schlussendlich eine Werksanalyse anzufertigen, fiel den SchülerInnen nicht nur erstaunlich leicht, sondern sensibilisierte sie gleichzeitig für die Vielfalt und Sinnhaftigkeit moderner plastischer Kunst.

Und darüber waren sich alle Kursteilnehmer durchweg einig: Kunst zum Anfassen ist nicht nur richtig spannend sondern auch als Ergänzung zum regulären Kunstunterricht wärmstens zu empfehlen!

Text: Lisann Horn, Fotos: Nico Boronowski, Lisann Horn,  Caroline Neubert

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